Wir schreiben das Jahr 1387.
Wie erlebten die Menschen im Spätmittelalter Advent und Weihnachten?
Kommen Sie mit auf den winterlichen Markt.
Sehen und hören Sie, was Ihnen die Menschen dort erzählen.
Klicken Sie sich einfach durch unsere Marktszene.
Weihnachtliche Festlichkeiten beschränkten sich im Mittelalter fast ausschließlich auf die Christmetten in den Kirchen. Einige der in den Gottesdiensten abgehaltenen Rieten bestimmen auch noch heute − in abgewandelter Form − unser Weihnachtsbrauchtum: Vor dem eigentlichen Gottesdienst wurde ein Krippenspiel aufgeführt, um auch den Menschen, die weder lesen noch schreiben konnten, die frohe Botschaft der Geburt des Heilandes nahezubringen.
Ein immergrüner Zweig oder Baum durfte in keiner Christmette fehlen. Er symbolisierte als "Paradiesbaum" den Sündenfall im Paradies und die Hoffnung auf das neugeborene Kind als Erlöser aller Menschen.
Im Laufe der Jahrhunderte bildete sich als Teil der Liturgie der Mitternachtsmesse der Mischgesang heraus, bei denen die Priester lateinische und die Gemeinde Texte in ihrer Alltagssprache wechselweise sangen. Aus solch einem Wechselgesang entstand übrigens eines der noch heute am meisten gesungenen Weihnachtslieder: In dulci jubilo − nun singet und seid froh.
Aus dem Paradiesbaum wurde unser Weihnachtsbaum und aus dem Krippenspiel die Krippe.
Sogar Ratsherren waren oft nicht des Schreibens kundig
und gingen zu Stadtschreibern oder Scholaren, um sich Texte
oder Briefe aufsetzen zu lassen.
Zeitungen gab es im Mittelalter noch keine. Die hätte
auch kaum jemand lesen können.
So lauschte man gerne den Worten und Liedern von
Barden und Scholaren, um Neues aus der "Welt" zu erfahren.
Zugegeben, nicht jeder Bürger wird sich
am Stand des Lebzelters den teuren Lebkuchen kaufen
können. Denn seine Hauptzutaten sind nun einmal
Honig, Mehl und eine größere Anzahl von teuren
Gewürzen.
Übrigens wurde der Name "Lebkuchen" vom lateinischen "libum"
abgeleitet, was so viel heißt wie "Fladen" oder "Opferkuchen".
Besonders in Gegenden, wo kein Wein angebaut wurde,
war Met ein beliebtes Getränk. Zur Herstellung kochte
man Honig mit Wasser auf und setzte Hefe zu. Durch anschließende
Vergärung wurde so aus dem Honigwasser ein alkoholisches Getränk.
In der Regel mischten die Produzenten noch eine Mixtur
aus Kräutern oder Gewürzen bei. Dadurch erhielt der
Met einen jeweils eigenen und individuellen Geschmack.
Da dieses alkoholhaltige Getränk nicht lagerfähig war,
konnte es auch nicht exportiert werden.
Damit nicht nur die reichen Bürger der Stadt an ihren Stand kommen, bietet unsere Lebzelterin auch die preiswertere Variante des Honigkuchens, den Honigfladen an. Denn dieser enthält einen weitaus geringeren Anteil an Honig und Gewürzen. Dafür aber mehr Trockenfrüchte und Nüsse als "Süßstoffersatz".
Unser Lebzelter verkauft neben Lebkuchen auch Honig.
Dieses Naturprodukt galt im Mittelalter als ein sehr hochwertiges
Nahrungsmittel. Viele Speisen, aber auch Wein und sogar Bier süßte man mit ihm.
Auch als Heilmittel war der Honig allgemein anerkannt.
So benutzte man ihn zum Beispiel, um Wunden zu desinfizieren.
Häusliche Weihnachtsfeiern waren im Mittelalter unbekannt.
Weder feierte man an Heiligabend noch wurden Geschenke verteilt.
Doch für alle Christen war der Besuch der Mitternachtsmesse
eine Pflicht. Einige Quellen berichten jedoch davon, dass die
Handwerker nach dem Besuch der Christmette in der
"wihen naht" ( = in der heiligen Nacht)
in ihren Zunfthäusern zu Feiern zusammenkamen.
Und wie kam es zu dem Brauch, sich gegenseitig zu beschenken?
Nun, die Kirche forderte die Menschen auf, gerade an solchen
Tagen auch an die Ärmsten der Stadt zu denken.
Natürlich nicht, ohne an das zukünftige jenseitige
Seelenheil zu appellieren. Und welcher Kaufmann, Handwerker
oder Bürger will sich dem schon verschließen?
Auch auf diesem Markt hat ein Geldwechsler seine Bank
aufgestellt. Im Europa des Mittelalters bezahlte man nicht
nur mit einer Währung. Viele Städte und Herrschaftsgebiete
besaßen das Recht, eigene Münzen zu prägen. Diese
wachsende Münzvielfalt aber auch der stark wachsende Fernhandel führten dazu, dass man
auf einem Markt oder einer Messe mit ganz unterschiedlich geprägten Münzen
zahlen konnte.
Wie aber sollte ein einfacher Kaufmann wissen, ob diese oder jene Münzen
dem Warenwert entsprachen, den er für das Geld hergab?
Gut, dass es dann eine Instanz gab, die dem Kaufmann das fremde Geld in
Kurantgeld (= Münzen, deren Nennwert dem Metallwert entsprechen)
oder auch einfach nur in die vor Ort bekannten Münzen wechselte.
Übrigens: Diese Geldwechsler, die ihre Geschäfte auf einer
einfachen Holzbank tätigten, waren nicht selten die Vorläufer
großer Bankhäuser des Mittelalters.